Dienstag, 4. Juni 2013

David Gilmour (Pink Floyd) - ein Vorbild, nicht nur für die Jugend

Heute möchte ich auf ein Interview mit dem Pink Floyd-Gitarristen und Sänger David Gilmour hinweisen, das bereits 2010 in der Süddeutschen Zeitung erschienen war und dennoch aktuell ist.
Gilmour äußert sich in diesem lesenswerten Interview über Themen wie Kindererziehung, Reichtum, Ruhm, Erfolg, Familie und Pink Floyd.

Ich kann sagen, dass ich den Mann, dessen Gitarrenstil ich seit meiner Jugend nicht nur schätze, sondern dessen Gitarrenspiel mich auch zur Nachahmung inspiriert hätte, wäre es damals mit meiner Gitarrenausbildung an der Musikschule gutgegangen, nach dem Lesen dieses Interviews noch sympathischer als zuvor finde.
Trotz des vielen Geldes hat sich dieser Mann Herz und Charakter bewahrt, was selten genug vorzukommen scheint.
Dass es sich nicht nur um schöne Worte Gilmours handelt, um sich etwa besser zu verkaufen, fiel mir beim Lesen des Interviews auf, als ich mich an die Autobiographie des Schlagzeugers von Pink Floyd, Nick Mason, erinnerte.
Für die Streitereien bei Pink Floyd, die zur Trennung von Roger Waters bzw. dessen Weggang führten, nannte Mason zwei Gründe:
  • Waters wollte im Anschluß an die Veröffentlichung von "The Wall" eine weitere Scheibe herausbringen, die sich erneut ausschließlich mit seiner Biographie und der Verarbeitung dieser beschäftigte. Die anderen Bandmitglieder lehnten dies ab. Zumindest als Nachfolgeproduktion von "The Wall", da die Band nun 'mal nicht "Roger Waters", sondern "Pink Floyd" hieß.
  • Der zweite und wahrscheinlich entscheidende Punkt für das Zerwürfnis mit Waters war die Tatsache, dass Roger sich damals in dieser Phase zu einem egozentrischen Arschloch entwickelte. Was er übrigens heute mehr oder weniger zugegeben hat. +++ Pink Floyd teilten sich von Anfang an alle Einnahmen zu gleichen Anteilen durch fünf Personen. Daran sollte sich nie etwas ändern. Wer sich jetzt wundert, weshalb durch fünf Personen geteilt wurde, obwohl die Band aus vier Mitgliedern besteht, dem sei gesagt, dass Syd Barrett, für den David Gilmour in die Band kam, weil er schwer erkrankte, stets als vollwertiges Bandmitglied galt und dem entsprechend auch ihm sein Anteil vom Gewinn zustand. Ohne Barrett hätte es Pink Floyd nicht gegeben. Das sollte nicht vergessen werden. Roger war nun der Meinung, dass nur ER und Gilmour die kreativen Köpfe der Band abgeben würden und die anderen Bandmitglieder deshalb fortan einen geringeren Anteil am Gewinn erhalten sollten. Dagegen wehrte sich insbesondere David Gilmour. Gilmour wollte unter keinen Umständen von der alten Regelung abweichen. Und genau das spricht für David. Man kann diese Geisteshaltung auch im Interview mit der SZ nachlesen, das fast ein viertel Jahrhundert nach der Trennung Rogers von Pink Floyd geführt wurde. Dieser Mann, ich meine Mr. Gilmour, ist sich treu geblieben, was in Folge des Reichtums und des Ruhms umso anerkennenswerter ist.
Es gibt sie also doch noch, die Idole unserer Zeit bzw. die Menschen, die leuchtendes Vorbild sein können.
Wenn die dekadenten Medien uns andere, falsche Idole aufzwingen wollen, dann ist es deren Sache. Wir sollten den jungen Menschen von den wahren Idolen erzählen. Und nicht nur den jungen Menschen, sondern allen, die sich nach Vorbildern und Leitfiguren sehnen.


Danzig 2006. Auch dieses Konzert spricht für seinen Charakter. Als der Fernsehsender 3sat nächtens eine Aufzeichnung des Konzertes brachte, rief mich ein alter Freund - mit dem ich aus ähnlichen Zerwürfnissen heraus nicht mehr spreche - an, um mich auf die Übertragung aufmerksam zu machen.
Wir schauten also das Danzig-Konzert auf 3sat, blieben aber über Telefon miteinander verbunden.
Als "comfortably numb" (zu dt. "angenehm breit") lief, mockierte sich mein damaliger Freund, weil David diesen "geilen Titel" von "dieser Krähe krächsen" ließ. Ich weiß noch, als ob es gerade eben passierte, dass ich darauf folgende Antwort hatte: "Klar hört sich Ricky, wie 'ne Krähe an. Aber er ist totkrank, hat Krebs. Das wird wohl sein letztes Konzert sein. Ey, ich habe Gänsehaut. David läßt 'diese Krähe', wie du ihn nennst, mit dem er über 40 Jahre zusammen auf der Bühne gespielt hat, seinen alten Freund sein Lied, seinen Part singen. Ich nenne es Dankbarkeit! Die, die sonst immer soviel Wert auf Perfektion legten, krächsen sich doch nicht aus Spaß einen ab. Oder vielleicht gerade deswegen..." - Knuti, mein alter Freund, schluckte darauf hin. Er wußte nichts von Rickeys Krebserkrankung. Doch ich hatte ihn überzeugt, er war hörbar gerührt, und zog als Dickkopf, den auch er hat, seine zuvor behauptete "krächsende Krähe" zurück. ;-)
Manchmal reicht eben nur eine kleine Info, um aus einer Krähe einen Sängerknaben zu machen...*grins*
Für Richard "Rickey" Wright, die "gute Seele von Pink Floyd", wie ihn nicht nur David nannte, sollte es wirklich das letzte Konzert werden. Er erlag etwa zwei Jahre später seinem Krebsleiden.
"Vielleicht ist es ein bisschen so wie bei den Indianern, die sich nicht fotografieren lassen wollen, weil sie sich ihrer Seele beraubt fühlen? Vielleicht." David Gilmour über sein Unbehagen, wenn er Autogramme, also Fremden seine Unterschrift überlassen soll. Hierbei haben David und ich definitiv eine Gemeinsamkeit.

Diejenigen, die im Moment nichts mit dem einzigartigen Gitarrenspiel Gilmours anzufangen wissen, sollten hier und hier* anklicken. Diese beiden für mich ganz besonderen Beispiele mögen reichen.
Und hier geht es zum Interview.
Viel Spaß beim Lesen!


Die "Krähe" Rickey Wright in Toronto 2006 - einer seiner letzten Auftritte

* Aufgenommen 2006 beim Life 8. Der Mitinitiator der Veranstaltung, Bob Geldorf,  brachte es fertig, die vier aktiven Floyds nach zwanzig Jahren Schweigens zwischen Roger und David, wieder zusammen auf die Bühne zu bringen. Er, ein langjähriger Freund der Band, verwendete dabei eine bewährten Trick: Er rief nacheinander alle Bandmitglieder an, erzählte ihnen von seiner Idee und davon, dass er zuvor schon mit den anderen gesprochen hätte und diese bereits zugesagt hatten. Wie wir wissen, hatte die Reunion zur Freude von Millionen für vier Lieder geklappt. +++
Das ist ohne Frage mein Lieblingssolo. Darin stecken stecken so viele Gefühle, allesamt verbunden miteinander: Sehnsucht, Freude, Wut, Trauer, Liebe, Hoffnung, Dankbarkeit, Wille,...
Obwohl ich mittlerweile ins Erwachsenenalter entrückt bin, höre ich es noch heute gerne möglichst laut. Und dann juckt es in den Fingern: Die Luftgitarre... (na, ihr wisst schon, worauf ich anspiele *grins*).

1 Kommentar:

  1. Ich habe mir gerade noch 'mal die Privataufnahme von Danzig 2006 gegeben: Da fällt mir ein, dass Rickey Wright, trotzdem er letztmalig öffentlich "comfotably numb" sang, bereits an seinem Tasteninstrument ersetzt wurde. Wahrscheinlich, weil ihm bereits die Konzentration fehlte, ein Konzert lang zu funktionieren bzw. durchspielen zu können. Sein Ersatz in Danzig war kein geringerer, als Jon Carin, mit dem bereits Pink Floyd zusammen arbeiteten, aber auch Roger und der Rest nach der Trennung. Getrennt versteht sich.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Jon_Carin

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