Sonntag, 7. Februar 2010

Die Narrenkappe 05/10

So, so, Bahnchef Grube entschuldigte sich persönlich bei dem 16jährigen Mädel, dass vor Tagen in Königs- Wusterhausen den Zug verlassen musste, obwohl Minusgrade von bis zu 19 Grad vorherrschten. Passenderweise überreichte er dabei der 16jährigen (Pressejargon: "teenager", Mädchen", "Kind", "Minderjährige") eine Flasche Rotwein. Grube schien dabei wissen zu wollen, was bei "Minderjährigen" hoch im Kurs steht. Immerhin ist er selbst Vater zweier Kinder und man möchte sich erst gar keine Gedanken darüber machen, wie hochprozentig eventuell die Kinderbowle zu den Kindergeburtstagen im Hause Grube war.
Doch was war eigentlich geschehen? Eine Schaffnerin hatte, wie bereits erwähnt, eine 16jährige im Bahnhof Königs-Wusterhausen aus den Zug gewiesen. Völlig herzlos hielt sich dabei die Schaffnerin an Vorschriften, die nicht sie, sondern Grube & Co. zu verantworten haben. Mit anderen Worten: Grube macht eine niedere Bahnbedienstete für seine eigene Anordnung öffentlich nieder. Laut Presse kam es dabei einem Wunder gleich, dass die 16jährige keinen Erfrierungstod erleiden musste. Der Tatort war immerhin der Bahnhof Königs- Wusterhausen und die Tatzeit "kurz vor" 22 Uhr (Dienstag, 26.01.10).
Erfrierungstod? Wunder? Die Presse hatte hier eine Drohkulisse entstehen lassen, die der Realität nicht standhalten kann. Der bestens genutzte S- und Fernbahnhof KW (Königs Wusterhausen) soll verschlossen gewesen sein und das Mädchen war gezwungen, eine Stunde in der Kälte zu verbringen. Normalerweise ist jedenfalls der Bahnhof nicht verschlossen. Ob er es zufällig an diesem Tag wirklich war, entzieht sich meiner Kenntnis. Doch selbst, wenn es so war, dann hätte das Mädchen mehrere Möglichkeiten gehabt, sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs der Kälte zu entziehen.
Niemand von der Presse hatte die Gelegenheit genutzt, Grube zu fragen, weshalb sich in den letzten zwei Jahrzehnten die Fahrpreise verdoppelt bis verdreifacht haben? Die Klimakanzlerin stellt in ihrer Obersorge erst gar nicht solche Fragen. Möglicherweise gäbe es Antworten, die dem profitablen CO2- Schwindel abträglich wären. An den gestiegenen Gehältern der unteren bis mittleren Bahnbediensteten liegt das mit Sicherheit nicht, zudem sich deren Zahl beachtlich verringert hat. Und der viel umjubelte gestiegene Service wird noch heute gesucht. Zudem gerade die Berliner seit letzten Sommer tagtäglich erfahren (S-Bahn) müssen, in welchen Bereichen bei der Bahn gekürzt und gespart wird. Auch ohne Werbe- Rotwein für "Kinder".
Die Presse hat sich hier schlichtweg an einer erneuten Werbekampagne der Bahn beteiligt. Eine Mücke wurde zum sprichwörtlichen Elefanten aufgeblasen. Doch der Sinn von Werbung besteht nun einmal (meistens) darin, Tatsachen verkaufsfördernd umzudichten und gewisse Details erst gar nicht zu erwähnen.

"Früher wurde für das Leben und die Heimat gekämpft, jetzt habe ich das Gefühl, daß es nur noch um Pöstchen geht." So zitiert die Junge Welt Boliviens Präsident Evo Morales. Ich kann mich noch gut daran erinnern, welches Gefühl mich erfüllte, als Präsident Morales als erster Indianer seines Landes (der ganzen Welt) vereidigt wurde. Im bolivianischen Parlament flossen Tränen. Aufrichtige Tränen voller Hoffnung flossen da und ich hatte eine Gänsehaut. Ein halbes Jahrtausend grausamste Tyrannei schien dadurch symbolisch beendet worden zu sein. Präsident Morales, der nun seine zweite Amtsperiode antrat, ist seinen Prinzipien treu geblieben. Durch seine "Arbeitswut und Ehrlichkeit" ist er die unangefochtene Autorität in seiner Partei. Es bleibt zu hoffen, dass Präsident Morales und seine Getreuen, die Versuche charakterschwacher und ehrloser Emporkömmlinge, Postenschacherei zu betreiben, verhindern können. Es jedem recht getan, ist ( so wie so) eine Kunst, die niemand kann. Morales sollte seine erfolgreiche Politik fortsetzen. Unbeirrt. Zu erfolgreicher Politik gehört nun einmal, die Spreu vom Weizen trennen zu können.

Die nicht-islamistische Terrororganisation "Der unbefleckte Sohn" hat in Australien zugeschlagen. Dies berichtet der katholische Sender "Vati-Kann"-TV. Ob der mutmaßliche Terrorführer und "Türke- Grieche" Silvester für die Knallerei verantwortlich ist, konnte bis zur Stunde nicht geklärt werden. Als sicher gilt allerdings, daß es sich beim Anschlag um typische Weiheutensilien handelte, die gemischt mit schwarzer Goldlösung zur Detonation führten. Menschen sollen sogar geschrien haben.

 "Das Gesundheitssystem ist eine Reform-Ruine. Wir wollen sie wieder bewohnbar machen", meint der FDP-Generalsekretär Christian Lindner.
Das Lindner sich dafür ausgerechnet der Abrissbirne als Hilfsmaßnahme bedienen will, ist keiner fortgeschrittenen Alzheimer- Erkrankung zu verdanken, sondern lediglich seiner kriminellen Unverfrorenheit geschuldet, die nicht nur seine eigene Tatbeteiligung an der "Reform- Ruine" zu verschleiern versucht. In Mafiakreisen wurde ohnehin seine Hausierer-Rede entsprechend gewürdigt. Weiß man doch in diesen Kreisen um den Wert solcher leeren Worte:
Außenminister Schwesterwelle und "Mutti Natur" (Springer Presse) während der Peres- Rede. Die "transatlantische Gesinnungsmatratze" (Urban Priol) trägt angesichts der bis zu 12 Millionen vergaster Juden die gesamte Aufmerksamkeit einer roten Pfarrerstochter und stasiegeleiteten FDJ- Propagandachefin...

Der Arzt und Journalist Ben Goldacre veröffentlicht sein Buch "Die Wissenschaftslüge", in dem er die Pharmaindustrie und die Alternativmedizin gleichermaßen auf's Korn nimmt.

Seit Wochen sind in Hamburg größtenteils die öffentlichen Gehwege vereist. In anderen Städten dürfte es nicht besser aussehen. Gefährliche Stürze und eine schickanöse Ausgangssperre für greise Menschen sind die Folgen dieser Erscheinung. Weshalb die Stadtreinigung ihrer Aufgabe nicht nachkommt, bleibt ungeklärt, steht jedoch nicht im Zusammenhang mit den Millionen Arbeitslosen im Land. Äußerst naive Zeitgenossen behaupten, diese Zustände wären einem "Geldmangel" geschuldet. Dabei wäre ein Gehwegrettungspaket enorm günstig und würde temporär sogar die Kaufkraft erhöhen. An Stelle von Straßen in Afghanistan sollte sich die Politik um Gehwege in der BRD kümmern. Denn noch sind wir der Souverän! Oder etwa nicht?

Die Narrenkappe ist kein umfassender, sondern ein beliebiger Rückblick auf die jeweils vergangene Woche. Die Narrenkappe nimmt keine Rücksicht auf eine sog. "political correctness", sondern ist vielmehr als bescheidenes Sprachrohr der Aufklärung anzusehen.
 Die Narrenkappe dient der kritischen Meinungsbildung und versteht sich als Gegengewicht zur Propagandaindustrie, aber auch als Anregung für umfassende und differenzierte Debatten.

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